Verfahren

Die effektivste Methode, ausgeprägte Adipositas zu behandeln, ist die Bariatrische Chirurgie, bzw. bei Fokussierung auf metabolische Komorbiditäten, wie dem Typ 2 Diabetes, die Metabolische Chirurgie. Unter der Bariatrischen / Metabolischen Chirurgie werden etablierte und noch nicht-etablierte Operationsverfahren zusammengefasst und nachfolgend vorgestellt.

Gemäss den SMOB-Richtlinien, werden die etablierten Operationsverfahren in «Basiseingriffe», die in allen Zentren und «komplexe Eingriffe», die nur in SMOB-anerkannten Referenzzentren mit gleichzeitigem HSM Leistungsauftrag durchgeführt werden dürfen, unterschieden.

Roux-en-Y Magenbypass
Beim Roux-en-Y Magenbypass (Roux-en-Y gastric bypass, RYGB) werden der Nahrungsbrei von den Verdauungssäften im oberen Gastrointestinaltrakt getrennt, indem eine kleine Magentasche direkt unterhalb des ösophagogastralen Übergangs vom restlichen Magen abgeteilt wird, der von der Nahrungspassage ausgeschaltete Restmagen verbleibt in situ. 50 – 70 cm aboral der Flexura duodenojejunalis (Treitz-Flexur) wird das Jejunum durchtrennt und mit der Magentasche anastomosiert (alimentärer Schenkel). Etwa 150 cm unterhalb dieser Gatrojejunostomie wird der verbliebene Teil des Jejunums Seit-zu-Seit mit dem alimentären Schenkel des Jejunums verbunden. Diese Operationsart wird auch in der onkologischen Magenchirurgie genutzt und ist reversibel, was aber nur in sehr seltenen Fällen, z.B. bei Komplikationen erforderlich ist.

Roux-en-Y Magenbypass
Schlauchmagen

Schlauchmagen
Bei der Schlauchmagenresektion bleibt die anatomische Nahrungspassage und die Durchmischung des Nahrungsbreis mit den Verdauungssäften unverändert. Im Vergleich zum RYGB ist diese Operationsmethode technisch einfacher, es werden ca. 90% des Magenvolumens grosskurvaturseitig entfernt, so dass ein schlauchförmiger Restmagen mit ca. 80-100 ml Fassungsvolumen entsteht.

Magenband
Die Implantation des adjustierbaren Magenbandes war zwischen Mitte der Neunziger und Mitte der Zweitausender Jahre die dominierende bariatrische Operationsmethode. Aufgrund unbefriedigender Langzeitergebnisse wird dieses Operationsverfahren nur noch sehr selten (ca. 1.3% aller bariatrischen Eingriffe 2022 in der Schweiz) durchgeführt.

Magenband
Biliopankreatische Diversion mit duodenal switch

Biliopankreatische Diversion mit duodenal switch
Bei der Biliopankreatischen Diversion mit duodenal switch (BPD-DS) wird der Schlauchmagen mit einer Malabsortion kombiniert, indem der biliopankreatische Schenkel von der Nahrungspassage ausgeschlossen wird und erst deutlich später mit dem alimentären Schenkel wieder verbunden wird, so dass ein kurzer gemeinsamer Resorptionsschenkel (common channel) entsteht. Diese Operationsmethode wird als Reserveverfahren, bei ungenügendem Gewichtsverlust nach einem Schlauchmagen eingesetzt und bedingt aufgrund der starken Malabsorption lebenslange postoperative Nachkontrollen.

In den SMOB-Richtlinien sind die noch nicht etablierten Operationsverfahren als «in Evaluation» gekennzeichnet und dürfen nur als prospektive Studien mit Studienprotokoll und Genehmigung einer Ethikkommission durchgeführt werden.

One-anastomosis-gastric Bypass
Der One-anastomosis-gastric Bypass (OAGB), auch Omega-Loop-Bypass oder irreführenderweise als Minibypass bezeichnet, hat ausserhalb der Schweiz weite Verbreitung gefunden. Wie beim RYGB wird eine kleinkurvaturseitige Magentasche gebildet, die aber deutlich länger ist und bis ins kleinkurvaturseitige Antrum reicht. Mit einer Dünndarmschlinge in Omega-Formation erfolgt die Anastomosierung, 150-200 cm aboral der Flexura duodenojejunalis (Treitz-Flexur). Da dieses Verfahren stark an die Billroth-II-Rekonstruktion mit Omeag-Schlinge erinnert, bei dem im Verlauf vermehrt Gallen- und Intestinalreflux, Anastomosenulzerationen und Anastomosenkarzinome beobachtet wurden, wird dieses Verfahren zurückhaltend und nur im Rahmen von klinischen Studien angewendet.

One-anastomosis-gastric Bypass
Single-anastomosis-duodeno-ileal-Bypass mit Sleeve-Gastrektomie

Single-anastomosis-duodeno-ileal-Bypass mit Sleeve-Gastrektomie
Bei dem Single-anastomosis-duodeno-ileal-Bypass werden die Omega Formation der Dünndarmschlinge unter Anwendung nur einer Anastomose, aus dem OAGB Verfahren mit der Magenverkleinerung (Schlauchmagen) und postpylorischen Anastomose mit dem Dünndarm aus dem BPD-DS Verfahren kombiniert. Der «common channel» ist mit 250-300 cm deutlich länger als beim BPD-DS. Dieses Verfahren wird bei unbefriedigenden Gewichtsreduktionsergebnissen nach einem Schlauchmagen eingesetzt, es fehlen aber noch verlässliche Langzeitdaten.